derkleinkunstabend
mit Franz Bauer und weiteren KünstlerInnen
Kleinkunst sei wie eine Blumenwiese, bunt und zum Anfassen – so eine Rückmeldung aus dem Publikum auf Franz Bauers Frage, was Kleinkunst für jeden im Auditorium bedeute.
Und diese poetische Umschreibung passte gut zum Kleinkunstabend letzten Samstag auf der RAUM-Kleinkunstbühne, den der Bühnenkünstler Franz Bauer gemeinsam mit dem RAUM e.V. Team ausrichtete. Er selbst übernahm weite Teile des vielfältigen, also bunten Programms und hatte darüber hinaus Gäste eingeladen, die den unterhaltsamen Abend komplettierten. Kerstin Pongratz vom RAUM führte charmant durch das Kleinkunstprogramm.
Den Abend eröffnete eine Charakterfigur von Franz Bauer, nämlich „der Huawabaua“ im Stile eines Comedians. Der Huawabaua erzählte mit großer Komik von einem missglückten Friseurbesuch, dessen Ergebnis keine neue Frisur war, sondern ein verrenktes Kreuz. Und weil nicht nur der gepeinigte Huawabaua deswegen mit Rückenschmerzen zu tun hatte, sondern auch die Zuschauer sich so gut in die Situation hineindenken konnten, dass auch bei ihnen das Kreuz zwickte, brauchte es eine wohltuende Massage.
Wie gut, dass der erste Gast des Abends der Rodinger Soundkünstler Matthias Schmid war, der mit der Handpan einen virtuosen Klangteppich aufbaute, der Körper und Seele schmeichelte. Später kombinierte er sogar die Handpanklänge mit Beatboxing und verwob so Stimme und Instrument zu einem harmonischen Ganzen. Die sphärische Musik im Zusammenklang mit seiner Stimme, die an Didgeridoo erinnerte, beeindruckte und war zugleich eine erfolgreiche Premiere an diesem Abend.
Doch auch Franz Bauer beeindruckte des weiteren sein Publikum, als er pantomimisch mit Situationen an der Bar und auf der Geburtsstation, mit urkomischer Mimik und Gestik „Witze“ interpretierte. Die Zuschauer dankten mit viel Applaus. Und noch ein Kleinkunst–Metier wusste Bauer vor der Pause zu bedienen: Die Zauberei. Auch hier spielte er sein schauspielerisches Talent voll und ganz aus. Zwar verblüffte er sein Publikum tatsächlich mit einem Zaubertrick, doch noch viel eindrucksvoller und witziger war der clowneske Duktus mit dem er jeden Schritt der Anleitung „Zaubern leicht gemacht“ abarbeitete.
Während beim ersten Teil des Kleinkunstabends bei Franz Bauer eher Comedy und Klamauk im Vordergrund stand, widmete er den Teil nach der Pause der Jonglage. Und trotzdem blieben die Darbietungen humorvoll und unterhaltsam. Gleich zu Anfang erzählte Bauer eine Jongliergeschichte über die Kleinkunst und baute ganz spontan Publikumsaussagen mit ein. So entstand eine rasante und witzige Impro-Jongalge, adaptiert aus dem Impro-Theater. Das war höchst sehenswert.
Und noch eine überraschende Nummer hatte Bauer in Petto. Es wurde lyrisch. Bauer rezitierte zu einem Thema, das jeden Jongleur umtreibt, und im übertragenen Sinne auch alle Nicht-Jongleure. Er sprach über das „Höher, Schneller, Weiter unserer Zeit“ versinnbildlicht in der Frage wie viele Bälle jongliert werden müssen, um zu genügen. Und dem noch nicht genug, sinnierte er bauchredend über Leistungsdruck und Versagensängste. Verblüffender weise kam die ganze Nummer ohne einen einzigen Ballwurf aus. Bauer präsentierte an diesem Abend viele Facetten seiner Bühnenkunst und es gelang ihm sein Publikum auf das Beste zu unterhalten.
Auch Matthias Schmid zeigte im zweiten Teil eine weitere Facette seines großartigen Könnens. Der charismatische Soundkünstler präsentierte zwei Beatbox-Nummern und nahm das Publikum völlig für sich ein. Immer wieder überraschend ist die Art und Schnelligkeit seiner Tonerzeugung, bei der er nicht nur Rhythmus, sondern auch zusätzliche Klänge erzeugte, so dass er sich mit einem eigenen Lied selbst begleitete.
Dem noch nicht genug, traten dann noch die zweiten Gäste des Abends auf. Das Trommelduo „Martha und Diego“ (Moni und Axel Paschke aus Dingolfing) zeigten ein clowneskes Rhythmusstück. Die disziplinierte Martha hat es dabei nicht immer leicht mit ihrem feurigen Trommelpartner Diego, der gerne mit einem energievollen „Ole“ aus dem Rhythmus ausbrach und damit die gemeinsame Trommelei gefährlich ins Wanken brachte. Doch da, wo es sich reibt, wird es bekanntlich auch richtig spannend und so entstand ein temporeiches Trommelstück mit allerlei Überraschungen. Und zum Schluß war auch die strenge Martha mit ihrem Auftritt zufrieden. Und nicht nur Martha.
Auch das Publikum des Abends. Denn sie haben einen sehr abwechslungsreichen und immer wieder überraschenden Kleinkunstabend mit einem großartigen Franz Bauer und wunderbaren Gästen erleben dürfen. Eine bunte Blumenwiese voller Kleinkunst eben und - um noch eine weitere Publikumsaussage aus der Improjonglage zu zitieren - einfach „herzensschön“.
Die nächste Veranstaltung im RAUM ist die „Nacht der Bilder“ mit pantografie von Franz Bauer. Info unter www.raum-fuer.de/programm. RAUM-Kleinkunstbühne, Ludwigstr. 13 in Cham. Tel: 09971-995121.
Kerstin Pongratz 8. August 2023